Points oder Interessen
Tiradentes ist eine attraktive Stadt mit zahlreichen historischen Bauwerken
Tiradentes ist in Minas Gerais und auch in ganz Brasilien besonders als malerische historische Kolonialstadt bekannt. Wohl nirgends sonst im Bundesstaat oder im ganzen Land finden sich so viele sehenswerte Kolonialgebäude vor einer solch schönen Kulisse: Denn zu den Häusern kommen die schöne Landschaft rund um den Ort und die Berge der Serra São José vor der Haustür hinzu, die zu wunderbaren Wanderungen einladen. Auch die mittlerweile hier angesiedelten Antiquitätenläden und Boutiquen ziehen viele Besucher an. Der alte Stadtkern besteht aus einigen malerischen und immer noch original kopfsteingepflasterten Gassen. Vom Hauptplatz des Ortes, Largo das Forras aus, ziehen sich die Kolonialgebäude den Hügel hinauf bis hin zur Kirche Igreja de Santo Antonio. Von dort bietet sich dann ein schöner Blick über den Ort und die malerischen Häuser. In der Rua do Chafariz findet sich ein alter Brunnen aus dem Jahre 1749 mit drei Wasserhähnen: Einer für Trinkwasser, einer als Pferdetränke und einer zum Wäsche waschen. In einer kleinen Nische steht der Schutzheilige St. Josef. Ein steinerner Aquädukt bringt das Wasser zum Brunnen, der einst das gesamte Dorf mit Wasser versorgte. Die authentische Kolonialatmosphäre von Tiradentes ist in ganz Brasilien allgegenwärtig: Fast alle brasilianischen Seifenopern, Telenovelas, die in der Sklavenzeit spielen haben die einmalige Kulisse von Tiradentes als Drehort genutzt.
Besonders die schönen Kirchen der Stadt sind ein viel fotografiertes Motiv
Die alte Pfarrkirche Matriz de Santo Antonio aus dem Jahre 1710 gilt als Paradebeispiel brasilianischer Barockarchitektur. Die Kirche wurde anstelle einer kleinen Holzkapelle errichtet, die hier schon seit der Zeit der Ortsgründung stand. Die Fassade wurde von dem Baumeister und Bildhauer Aleijadinho entworfen, der vor allem in Minas Gerais gearbeitet hat. Zwei imposante Türme bieten einen malerischen Anblick. Außen findet sich auch eine alte Sonnenuhr mit zwei Ziffernblättern, um Winter- oder Sommerzeit anzuzeigen. Im Inneren der dem Schutzheiligen des Ortes geweihten Kirche finden sich üppige Goldverzierungen: die Kanzel und sechs vergoldete Altäre, Leuchter und zahlreiche weitere opulente Dekorationen sowie eine aus Europa stammende Orgel, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf Eselsrücken nach Tiradentes gelangt sein soll. Die Orgel wurde vor einigen Jahren fachkundig restauriert und gilt als eine der besten Brasiliens. Manchmal finden auf ihr Konzerte statt, die ein ganz besonderes Urlaubserlebnis versprechen. Besonders schön ist auch eine Seitenkapelle, die nur zur heiligen Messe geöffnet ist. Hier wird die Kreuzigung Jesu in sieben Statuen dargestellt. Der Platz vor der Kirche ist besonders zum Sonnenuntergang ein beliebter Aussichtspunkt über die Stadt.
Rua da Camera
Öffnungszeiten: täglich 8 bis 17 Uhr
Eintritt: 5 Reales
Die Festivals von Tiradentes
Tiradentes bietet rund ums Jahr einige in ganz Brasilien bekannte und beliebte Festivals, die viele Besucher in die Kleinstadt bringen. Im Januar mach die Mostra de Cinema (www.mostratiradentes.com.br) den Auftakt und bringt interessante Filme des brasilianischen Gegenwartskinos in die Stadt, die teilweise auch auf der Großleinwand unter freiem Himmel gezeigt werden und eine ganz besondere Atmosphäre in der Stadt schaffen. Im März folgt das Festival de Fotografia (www.fotoempauta.com.br). Dann besteht die Möglichkeit, einige der besten heute in Brasilien arbeitenden Fotografen und ihre Werke aus nächster Nähe kennenzulernen. Im Juni findet in der Stadt dann das Bike Fest Tiradentes (www.grupoberg.com.br) statt und bringt zahlreiche Motorradfans in die Stadt. Nicht nur sehenswerte Motorräder und Chopper locken dann die Besucher an, sondern auch Live Jazz und Blues Konzerte sowie Bier und Grillfeste. Auch das Weinfestival wird im Juni abgehalten. Da Tiradentes überregional auch besonders bekannt für seine gute und gehobene Küche ist, ist speziell das Festival de Cultura e Gastronomia (www.gastronomiatiradentes.com.br), das alljährlich im August stattfindet, ein Publikumsmagnet – und gilt als die Krönung des Veranstaltungskalenders der Stadt. Dann kommen einige der renommiertesten Köche Brasiliens in die Stadt und zaubern kulinarische Köstlichkeiten und Spezialitäten. Sogar Köche aus Europa sind schon extra für dieses Festival nach Minas Gerais gereist.
Eine Fahrt mit der Dampfeisenbahn
Zwischen Sao Joao del Rei und Tiradentes verkehrt eine Museumsbahn. Schon seit dem 19. Jahrhundert fährt die liebevoll Maria Fumaca oder rauchende Marie genannte Dampfeisenbahn auf der Strecke. Die Schmalspurbahn hat eine Schienenbreite von nur 76 cm und wird seit ihrer Inbetriebnahme ununterbrochen genutzt. Die mittlerweile nur noch vierzehn Kilometer lange Strecke wird geruhsam in etwa vierzig Minuten zurückgelegt. Sowohl Einheimische als auch Touristen und Eisenbahnfans aus der ganzen Welt kommen gerne und genießen die langsame Fahrt von oder nach Tiradentes. Die Lokomotive stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und wurde in den USA gebaut; sie befindet sich dank guter Wartung immer noch in einem einwandfreien Zustand und auch die schönen Holzwaggons können sich weiterhin sehen lassen. Ganz besonders interessant – und auch ohne Fahrschein zu genießen – ist das Umdrehen der Lokomotive in Tiradentes. Wenn sie aus Sao Joao del Rei ankommt, muss sie auf einer Drehscheibe mit Muskelkraft umgedreht werden, um die Rückreise anzutreten. Besonders für Fahrten am Samstag und am Sonntag lohnt es sich, die Fahrkarten im Voraus zu buchen, da die Nachfrage oft groß ist.
Website: www.tiradentes.net/maria.htm
Fahrzeiten: Freitag bis Sonntag; Abfahrt Sao Joao del Rei 10 und 15 Uhr, Abfahrt Tiradentes 13 und 17 Uhr
Kosten: Einfache Fahrt 40 Reales, hin und zurück 50 Reales
Ein Ausflug nach Sao Joao del Rei
Ob auf Schienen oder auf der Straße, ein Ausflug ins nahegelegene Sao Joao del Rei ist ein lohnender Zeitvertreib. Die historische Stadt stammt ebenfalls auch dem 18. Jahrhundert und kann wie Tiradentes mit zahlreichen schönen Bauwerken und Kirchen aufwarten. Sie ist außerdem der Geburtsort des Unabhängigkeitskämpfers und brasilianischen Nationalhelden Joaquim Jose da Silva Xavier, genannt Tiradentes, nach dem der Urlaubsort benannt wurde. Der Stadtkern von Sao Joao del Rei steht nicht ohne Grund unter Denkmalschutz und weist zahlreiche schöne Kolonialbauten und Paläste sowie einige sehenswerte Kirchen auf. Besonders die Igreja de Sao Francisco de Assisi mit ihren beiden Aleijadinho Skulpturen gilt als äußerst sehenswert. Die Catedral de NS do Pilar stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert und ist für die beiden renommierten Orchester bekannt, die hier am Mittwoch und am Donnerstag die heilige Messe begleiten. Auch die Museen der Stadt sind einen Abstecher wert: Im Museu de Arte Sacra, dem ehemaligen Gefängnis der Stadt, findet sich eine kleine Kunstsammlung aus den Kirchen der Stadt und im sehenswerten Museu Regional werden in einem Herrenhaus aus der Kolonialzeit zahlreiche Antiquitäten und Kunstwerke ausgestellt. Im Bahnhof von Sao Joao del Rei befindet sich das Museu Ferroviario, eine Ausstellung zur historischen Dampfeisenbahn nach Tiradentes.
Weitere Informationen unter: www.guiadelrei.com.br
Eine Wanderung zur Quelle von Mae d’Agua
Zwischen Tiradentes und der Serra de Sao Jose liegt ein Stück uralter Regenwald, der unter Naturschutz steht und mit einigen Wanderwegen aufwarten kann. Allerdings sind diese teilweise nicht besonders gut ausgeschildert und man sollte weder Wertsachen mit auf eine Wanderung nehmen, noch sich allein auf den Weg machen. Eine kurze und sichere Wanderung, die nicht zu verfehlen ist, führt vom Brunnen Chafariz de Sao Jose hinauf zur Quelle von Mae d’Agua. Oberhalb des Brunnenplatzes folgt man dem Weg durch ein Tor, das tagsüber offen steht, entlang des steinernen Aquädukts in den Wald und zur Quelle.
Baden im Wasserfall
Auch der Wasserfall Cachoeira do Mangue, der Mangroven Wasserfall, ist ein beliebtes Ziel bei Einheimischen und Touristen in Tiradentes. Einige Anbieter haben Ausflüge zu dem schönen Wasserfall und seinen Badegelegenheiten im Programm, so dass man bequem vom Urlaubsort dorthin gelangen kann. Auf einer etwa zweistündigen Wanderung kann man den Mangrovenwald erkunden und so auch zu einem der ersten Orte gelangen, an dem der brasilianische Goldrausch begann. Die natürlichen Pools der Wasserfälle laden zu einem erfrischenden Bad. Weitere Wandermöglichkeiten finden sich in der Nähe.
Weitere Informationen: http://vivatiradentes.com.br/minas-gerais-mg/cachoeira-do-mangue
Das Balneario Aguas Santas
Auch das Schwimmbad Balneario Aguas Santas ist ein beliebtes Ziel für einen erfrischenden Sprung ins kühle Nass. Hier findet sich die gesamte Infrastruktur eines Schwimmbads mit Restaurant, Bar und Umkleiden sowie natürlich klares Frischwasser mit einer angenehm warmen Temperatur von 28 °C, das ohne Chlor auskommt, da es die Pools auf natürliche Art durchfließt. Das Wasser ist mineralhaltig und gilt als heilwirksam bei Nierenbeschwerden und Hauterkrankungen. Es ist auch möglich, eigene Flaschen mit dem Heilwasser zu füllen und mit in die Ferienunterkunft zu nehmen.
Aguas Santas, Avenida Presidente Castelo Branco
Telefon: +55 32 3355 1212
Die Serra São José
Die Serra São José ist in Tiradentes allgegenwärtig und bietet stets herrliche Ansichten. Mehrere Trails führen von Tiradentes aus hoch hinauf auf bis zu 1260 Meter über dem Meeresspiegel. Der längste Trail, der etwa fünf Stunden in Anspruch nimmt, überquert die Serra und bietet mehrere großartige Aussichtspunkte. Flora und Fauna beeindrucken ebenfalls mit ihrer Vielfalt. Außerdem bestehen Möglichkeiten zu Nachtwanderungen unter Sternenlicht oder dazu, die Serra vom Pferderücken aus oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Von Tiradentes aus bieten verschiedene Veranstalter Ausflüge in die Serra an.
Weitere Informationen zum Beispiel unter http://viajeaqui.abril.com.br/materias/serra-de-sao-jose-tiradentes-minas-gerais
Redakteur :
Marion Rouillot
